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Nie war gute Führung so wertvoll wie heute

Die aktuellen Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln sind von hohem Tempo, hoher Komplexität und der Unvorhersehbarkeit wirtschaftlicher Entwicklungen geprägt.

Die daraus resultierenden Auswirkungen auf das Leben in den Unternehmen stellen verschärfte Anforderungen an die Gruppe der Key-Player: die Führungskräfte.

Die Führungskraft, der es heute nicht gelingt, durch ihr Verhalten Bindung und Motivation aufzubauen bei Mitarbeitern, Kollegen und Dienstleistern, wird für das Unternehmen schnell zum Negativkostenfaktor.

Was hat sich für Führung verändert?

Verlust gewachsener Bindungen ans Unternehmen

Für Arbeitnehmer wird es immer seltener, die Zukunftsaussichten ihres Unternehmens verlässlich einschätzen zu können. Für Mitarbeiter bedeutet das, die Zukunftssicherung in die eigene Hand zu nehmen – oft indem sie sich die Bindungsbereitschaft an ein Unternehmen „abgewöhnen“ zugunsten von mehr Wechselbereitschaft und aktivem Netzwerken nach außen.

Besonders gute Mitarbeiter werden darüber hinaus immer öfter durch die wachsende Schar von Headhunter zum Verlassen des Unternehmens verlockt. Unternehmen laufen Gefahr ausgerechnet die Mitarbeiter zu verlieren, deren Verlust sie sich eigentlich nicht leisten können.

In solch bewegten Zeiten ist aus Mitarbeitersicht eine gute Arbeitsbeziehung mit der Führungskraft ein echter Halteanker. Schließlich weiß man, dass ein Großteil der eigenen Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit genau von dieser Beziehung zur Führungskraft abhängig ist.

Umgang mit Demotivation, negativen Gefühlen und innerem Rückzug

Mitarbeiter, die meinen, auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen zu haben, bleiben im Unternehmen, auch wenn sie nicht mehr zufrieden sind. Gerade in Zeiten wiederholter Reorganisationen und Personalabbau sind es ausschließlich die direkten Führungskräfte, die die Chance haben, Mitarbeiter aus ihrem inneren Rückzug wieder herauszulocken und den verloren gegangenen Spaß an Leistung wieder aufzubauen.

Marken und Organisationen sind zu abstrakte Gebilde, als dass sie in kurzer Zeit Vertrauen produzieren können. Nur die Eins-zu-Eins-Beziehung mit einer glaubwürdigen und integer agierenden Führungskraft kann diese Wiederaufbau-Arbeit leisten.

Wenn das große Haus der Gesamtorganisation in „Unordnung“ geraten ist, ist es trotzdem möglich, im eigenen Zimmer der Abteilung Ordnung zu halten durch die Verlässlichkeit und Berechenbarkeit des Handelns guter Führungskräfte.

Gemeinsam sind wir produktiv

Viel häufiger als früher sind heute Führungskräfte gefordert, Menschen zu einem Team zu formen. In Projekten arbeiten Menschen auf Zeit zusammen, die sich vorher nicht kannten. In internationalen Arbeitsbeziehungen sind Menschen gefordert, in virtueller Zusammenarbeit gemeinsam Leistung zu erbringen. Im Team gilt es, mit Fluktuationen umzugehen und auch Führungswechsel finden viel häufiger statt als früher.

Also müssen Führungskräfte die Kunst beherrschen, schnell Menschen für sich und andere „aufzuschließen“. Eine Anforderung, wo eine Führungskraft vom Typ Einzelkämpfer schnell scheitert.

Übermenschen? Nein, nur Selbsterkenntnis ist nötig

Gute Führungskräfte können und müssen keine „Übermenschen“ sein. Gute Führungskräfte zeichnen sich durch Selbsterkenntnis aus. Sie kennen nicht nur ihre Stärken, sondern auch ihre persönlichen Grenzen und sind in der Lage, mit ihren Grenzen kreativ umzugehen. Diesen Führungskräften gelingt es, gezielt mit Mitarbeitern zusammenzuarbeiten, die ihre Schwächen kompensieren können.

Gute Führungskräfte kennen auch ihre persönlichen Leistungsgrenzen und nehmen diese ernst. Nur wer in der Lage ist, über lange Zeit die eigene körperliche und seelische Gesundheit auch in einer sehr fordernden Arbeitsumgebung zu pflegen, wird langfristig als Vorbild wirken können. „Zombies“ sind keine attraktiven Vorbilder für Mitarbeiter und auch nicht wirklich produktiv.

Entscheiden mit Bedacht – aber bitte entscheiden!

Gute Führungskräfte kennen außerdem die strategischen Chancen und Leistungsgrenzen ihres Unternehmens.

Bei aller Risikofreude und dem Willen unternehmerische Chancen zu ergreifen, verstehen sie etwas von nachhaltiger Unternehmenssteuerung. Viele strategische Entscheidungen, die in Atemlosigkeit getroffen werden – aber auch zu langes Zögern und Unentschiedenheit – kosten oft einen hohen Preis. Auch hier ist es die Qualität der Selbstreflexion, die Entscheider und Führungsteams brauchen, um sich am wirksamsten vor großen Managementfehlern zu schützen.

Führungsqualitäten und Führungskompetenzen sind also heute nicht mehr nur „nice to have“ für Unternehmen, sondern die Produktivität eines Unternehmens hängt direkt von der richtigen Besetzung der Führungspositionen ab.


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